Persönlichkeit hörbar machen Modul 4

Lektion 12 – Storytelling 3 – Durch gute Geschichten überzeugen und gewinnen (Profitipps)

Die Profitipps für das Storytelling in Kurzform im Video:

Die Profitipps ausführlich im Text:

  • Der erste Satz einer Geschichte ist bereits entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Geschichte. Profierzähler feilen längere Zeit an diesem ersten Satz damit dieser interessant und knackig klingt, denn ein guter erster Satz macht neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Es ist ähnlich wie bei dem „ersten Eindruck bei einer Begegnung“. Wer den ersten Eindruck vermasselt, tut sich schwer bei dem weiteren Verlauf.
  • Ähnliches gilt für das Ende einer Geschichte, auch diese sollte ins „Ziel treffen“ und knapp und präsent wirken. Lassen Sie diese Pointe auch einen Moment lang wirken. Wer gleich danach weiterspricht oder seine eigene Pointe kommentiert, verwässert damit die Wirkung der Pointe.
  • Titel der Geschichte: Wenn Sie die Geschichte durch einen Titel „ankündigen“, achten Sie bitte darauf, dass der Titel wie der erste Satz auf die Geschichte neugierig macht. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer ist Ihnen damit gesichert.
  • Dialoge in der Erzählung: Verwenden Sie bei den beteiligten Personen in der Geschichte auch ab und zu mal die direkte Rede. Dies macht Ihre Geschichte noch lebendiger, besonders wenn Sie für die unterschiedlichen Charaktere eine unterschiedliche Sprechweise verwenden.
  • „Keep it simple“: Komplizierte Schachtelsätze und viele Fremdworte verhindern eher eine gelungene Erzählung. Einfache aber dennoch detailreiche Sätze (siehe dazu auch nächster Punkt) sind viel eher „gehirngerecht“ und Ihr Publikum kann leichter Ihrer Erzählung folgen. Auch der Unterhaltungswert Ihrer Story steigt durch die Verwendung von einfachen Sätzen stark an. Bitte lassen Sie ebenso unnötiges Füllmaterial weg, das nicht zur Geschichte gehört oder für das Verständnis unwichtig ist.
  • Verwenden Sie in Ihrer Geschichte trotz möglichster Einfachheit der Sätze bevorzugt die sogenannte rich text description“ (detailreiche Erzählung). Eine detaillierte Beschreibung bei einigen Elementen der Geschichte erzeugt eine größere Glaubwürdigkeit bei Ihrem Publikum („das muss er (sie) ja tatsächlich erlebt haben, wenn er (sie) sich so genau an diese Einzelheiten erinnern kann“). Ferner erzeugen Sie durch eine detailreiche Erzählung viel mehr innere Bilder und passende Emotionen bei Ihren Zuhörern.
  • Verwendung von „Cliffhangern“: Wer kennt das nicht aus Serien im TV oder Geschichten aus der Zeitung: An der Stelle, wo es so richtig spannend wird, kommt der leidige Satz „Fortsetzung folgt“. Der Zuschauer oder Leser wird dadurch animiert sich die nächsten Folgen anzusehen oder die nächste Ausgabe der Zeitung wieder zu kaufen. Diese Technik des Cliffhangers können Sie ebenso in Ihrer Geschichte verwenden, indem Sie bewusst an der einen oder anderen Stelle eine Pause setzen oder kurz abschweifen mit Sätzen wie „Wenn Sie jetzt denken, diese Person traf jetzt genau diese naheliegende Entscheidung, da muss ich Sie leider enttäuschen, denn unerwarteterweise….“ Und Fortführung der Geschichte. Diese Technik kann die Spannung ins Unermessliche steigern und Ihrem Publikum eine regelrechte Achterbahn der Gefühle bescheren. Eine zweite Technik des Cliffhangers ist es, eine kleine Parallelhandlung einzubauen und kurz vor dem Höhepunkt der ersten Geschichte in die zweite Geschichte kurz abzuschweifen. Dies ist eine Technik wie sie sehr oft in Filmen verwendet wird, wo es keine Fortsetzung gibt.

Übungen zum Storytelling

Nachfolgend finden Sie eine Reihe Übungen, wie Sie Geschichten finden und wie Sie das Storytelling üben können. Einige Leser werden nun meinen, mir fällt da keine Geschichte aus meinem Leben ein, welche erzählenswert wäre. Doch, diese gibt es. Die Übungen sind so aufgebaut, dass auch Sie spannende Geschichten aus Ihrem Leben finden werden. Arbeiten Sie bei den nachfolgenden Aufgaben bitte am besten schriftlich mit. Dadurch haben Sie die einfache Möglichkeit, die bereits genannten rhetorischen Stilmittel einzubauen, Dinge zu korrigieren und die ganze Geschichte nach und nach zu verfeinern und zu optimieren. Nur gedanklich zu arbeiten ist erfahrungsgemäß besonders am Anfang zu kompliziert und man verzettelt sich leicht.

  • Vorübung für den Alltag: Machen es Sie sich zur Regel, geeignete Geschichten aufzuschreiben, welche Sie spontan und ohne groß vorher nachzudenken zum Beispiel bei Treffen mit Freunden oder anderen Gelegenheiten erzählt hatten und eine gute Resonanz für diese Geschichte erhalten hatten.
  • Übung 1: Überlegen Sie sich eine Geschichte über ein positives Ereignis aus Ihrem bisherigen Leben. Schreiben Sie diese Geschichte auf und verwenden Sie dabei die „rich text description“.
  • Übung 2: Schreiben Sie eine Geschichte aus Ihrem Leben auf, welche als Hauptthema „Drama“ beinhaltet. Was könnte ein Zuhörer daraus lernen, welche Moral hat also diese Geschichte?
  • Übung 3: Schauen Sie sich einen Film Ihrer Wahl an, der Ihnen besonders gefällt oder lesen Sie einen favorisierten Roman. Erzählen Sie dann eine kleine spannende Geschichte aus dem Film oder dem Roman.
  • Übung 4: Finden Sie eine Geschichte, ein Erlebnis, welches Sie heute oder in den letzten Tagen erlebt hatten. Stellen Sie in dieser etwas Normales als etwas Außergewöhnliches, als etwas Besonderes dar.
  • Übung 5: Sie sind der Ehrengast in einer Talkshow. Gegen Ende der Show stellt Ihnen der Moderator die folgenden Fragen, bitte beantworten Sie diese spontan mit einer kurzen Geschichte:
    Was bedeutet für Sie bzw. welchen Stellenwert in Ihrem Leben hat:
    • die Gesundheit
    • die Familie
    • die Freunde
    • tun was man mag
    • Träume verwirklichen
    • sich entspannen
    • sich Zeit nehmen

    Und zuletzt erzählen Sie bitte eine kleine wunderschöne Geschichte mit dem Thema Ihrer Wahl.
  • Übung 6: Erzählen Sie Ihre bisherige Lebensgeschichte in wenigen Minuten. Legen Sie in dieser Geschichte aber besonderen Wert auf persönliche innere Entscheidungen, also nicht einfach eine Aufzählung von Lebensstationen, sondern warum Sie heute da stehen wo Sie stehen.
  • Übung 7: Überlegen Sie sich vorab bei dieser Übung drei Gefühlszustände, bei denen Sie das Gefühl haben, das wird bei Ihren Zuhörern angenehme Gefühle hervorrufen (z.B. Freude, Dankbarkeit, Liebe, Geborgenheit, Zufriedenheit, Glück). Erzählen Sie diese Geschichte danach tatsächlich einer Person Ihres Vertrauens. Wenn diese Person danach von dem Gefühl erzählt, welches Sie hervorrufen wollten, dann haben Sie diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.
  • Übung 8: Spontanes Erfinden von Geschichten: Am besten erlernt man das spontane Erzählen von „guten Geschichten“, indem man dies mehrfach übt. Nachfolgend eine kleine Liste von positiv belegten Worten. Überlegen Sie sich zu jedem dieser positiven Gefühlszustände und Eigenschaften eine kleine Geschichte. Verwenden Sie ebenso ähnliche Worte in eigener Auswahl.
    Erfolg – Entspannung – Glück – Harmonie – Durchsetzungsvermögen – Willenskraft – Ausdauer – Beharrlichkeit – Abenteuer – Herzklopfen – Spaß – Entspannung – Erfüllung – Freundschaft – Überraschung – Abwechslung – Sicherheit.
  • Übung 9: Finden Sie kleine Geschichten, welche die nachfolgenden Spannungsbögen ausdrücken:
    Kurzer Moment – längerer Prozess
    Ruhe – Action
    Gedanken – Gefühle
    Vergangenheit – Zukunft
    Risiko – Chance
    Gefahr – Sieger
    Angst – Wagnis
  • Übung 10 (Partnerübung): Partner 1 gibt einen beliebigen emotionalen Zustand oder einen bestimmten Begriff vor, Partner 2 erfindet dazu spontan eine Geschichte. Das Ganze im Wechsel. Sie können alternativ auch verschiedene Begriffe und Gefühlszustände auf Karteikarten schreiben und damit immer wieder das spontane Geschichtenerzählen üben.

Nach dem Durcharbeiten dieser Übungen werden Sie bemerken, dass das Storytelling gar nicht so schwer ist und Sie in diesem Thema und Ihre Erzählkunst Schritt für Schritt verfeinern und optimieren können. Finden Sie auch eigene Übungen und haben Sie einfach Spaß dabei.

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