Persönlichkeit hörbar machen Modul 3
Lektion 6 – Die Verführungskunst des ersten Augenblicks
Man bekommt nie eine zweite Chance um einen ersten Eindruck zu hinterlassen» (Gil Grissom)
In dem Kurs «Persönlichkeit hörbar machen» haben Sie bereits einige bedeutsame Rhetorikelemente kennen gelernt wie Sie Ihre Rede oder Ihr Gespräch interessant und überzeugend gestalten können. Sie wirken dadurch souverän, lebendig und überzeugend. Es ist aber ebenso von immenser Bedeutung dass diese positve Aussenwirkung vom ersten Moment an wahrgenommen werden kann.
Denn für den ersten Eindruck gibt es leider keine zweite Chance; dies wurde bereits in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen bewiesen.
Zwischen 1/6 sec – max. 90 sec. dauert ein „Rundum-Check“, danach steht unwiderruflich ein Urteil über die betreffende Person. In diesem extrem kurzen Zeitraum wird von uns entschieden, ob wir unser neues Gegenüber als sympathisch / unsympathisch, erotisch / unerotisch, interessant / uninteressant, intelligent / dumm, Respektperson / Looser, etc einschätzen.
Die Entscheidungsfaktoren sind in erster Linie Stimme, Aussehen, Haltung, Körpersprache, Mimik, Geruch. Der ausgeprägtesten Information vertrauen wir zuerst und am allermeisten – das dominanteste Signal ist damit der ausschlaggebende Hauptfaktor für die weitere Gesamtbeurteilung – es kann alle weiteren Signale überstrahlen.
Daher ist es immens wichtig, alle körpereigenen Signale von Beginn an richtig zu setzen. Wenn z. B. Ihre Kleidung perfekt sitzt, aber das Minischildchen von der Reinigung versehentlich noch am Anzug klebt, wird genau dieses Miniteil als dominantestes Signal beim Anderen ankommen. Aber denken Sie auch daran: Nobody is perfect – die meisten kleinen Schwächen und Unzulänglichkeiten wirken durchaus sympathisch.
Nachstehend eine Erläuterung der wichtigsten Entscheidungsfaktoren bei der «Verführungskunst des ersten Augenblicks»:
Die Faktoren Stimme, Körperhaltung und Gestik: Hochstatus und Tiefstatus
Jeder Mensch befindet sich von der ersten Begegnung an in einem bestimmten Status – je nachdem ob er sich z. B. dem Anderen gegenüber unsicher oder sicher fühlt. In Gegenwart vermeintlich oder tatsächlich „Höhergestellten“ oder Personen des anderen Geschlechts nimmt man oft unbewusst einen unterwürfigen Tiefstatus ein.
Genau dieses unterwürfige Verhalten nebst einer devot wirkenden Körpersprache sollten Sie aber nicht an den Tag legen, denn dies führt meist zu einem für Sie unvorteilhaften Gesprächsverlauf.
Einer höhergestellten Persönlichkeit sollte man zwar mit Respekt begegnen, jedoch nicht mit einer würdelosen Untertänigkeit. Vereinzelte Elemente von Tiefstatus wie eine Verbeugung sind dagegen eine Referenzbezeugung dem Ranghöheren oder dem Gleichgestellten gegenüber und keine Katzenbuckelei.
In der nachfolgenden Übung wollen wir erst mal bewusst die nonverbalen Statussignale aufzeichnen und anwenden. In dieser Übung führen Sie bitte willentlich auch die angezeigten Tiefstatuselemente aus. Damit entwickeln Sie ein Bewusstsein, wie man es nicht machen sollte bei der Kommunikation mit anderen Menschen.
Übung: Nonverbale Statussignale (Haltung) kennen lernen und anwenden
Üben Sie, sich ganz gezielt unterschiedlich dem Gegenüber zu verhalten (trainieren Sie z. B. mit einem Freund oder einer Freundin). Die linke Spalte dient zum „Kennen lernen und bemerken von negativen Statussignalen“, die rechte Spalte zum Trainieren von positiven Statussignalen.
Negative Statussymbole
→ Stehen und bewegen Sie sich mit einer laschen Körperhaltung (-3) und danach versuchen Sie „überspannt“ zu stehen (+3) und sich zu bewegen (beides Tiefstatus).
Positive Statussymbole
→ → Danach nehmen Sie eine entspannte und gerade Körperhaltung (0) ein (Hochstatus). Führen Sie ggfs. die Marionettenübung („Die relaxte Haltung» aus Die perfekte Stimme) aus.
→ Bewegen Sie sich ruckartig und unsymmetrisch; verwenden Sie wenig Platz. Drehen Sie Ihre Füße nach innen. (Tiefstatus).
→ → Dann bewegen Sie sich mit großen und symmetrischen Bewegungen und stehen breit, einen großen Raum beanspruchend (Hochstatus).
→ Zupfen Sie beim Stehen nervös am Körper und fummeln Sie im Gesicht herum (Tiefstatus).
→ → Danach stehen Sie ruhig und entspannt, die Hände locker an den Seiten
(Hochstatus).
→ Sprechen Sie einige Sätze mit langen und umständlichen Satzanfängen, nuscheln Sie undeutlich und verwenden dabei viel „äähs“ und „hmhms“. (Tiefstatus).
→ → Nun sprechen Sie ruhig, klar und ohne Hektik. Gebrauchen Sie eine deutliche Artikulation (Hochstatus).
→ Wackeln Sie beim Sprechen mit dem Kopf und irren unsicher mit dem Blick herum (Tiefstatus).
→ → Sprechen Sie nun während Sie den Kopf und den Blick ruhig und gerade halten.
Agieren Sie also stets entspannt und selbstbewusst mit Ihrer Körpersprache. Durch diese aufrechte und relaxte Körperhaltung strahlen Sie Ehrlichkeit, Authentizität und Harmonie aus.
Vergessen Sie beim Hochstatus Ihre Scheu, evtl. arrogant und kalt zu wirken. Dies machen Sie nämlich beim authentischen Hochstatus nicht, sondern es steckt meist eine Angst dahinter, nicht „geliebt“ zu werden. Genießen Sie es einfach, in alltäglichen Situationen eine „königliche Gelassenheit“ zu zelebrieren.
Der Faktor Optik
Die körpereigene Attraktivität des anderen ist für die „Magie“ des ersten Augenblickes sympathisch oder unsympathisch in den allermeisten Fällen nicht ausschlaggebend. Wichtig ist vor allem eine Gepflegtheit und in vielen Fällen eine der Situation angepasste Kleidung. So wird man in Gothik-Kleidung bei einer Banker-Veranstaltung ziemlich für Missbilligung sorgen, während auf einer Hardrock – Party der Anzugträger aufpassen sollte, dass er nicht mit Eiern beworfen wird.
Bei allen Situationen ausnahmslos wichtig ist jedoch eine Gepflegtheit des Körpers. Ein z. B. unangenehmer Körpergeruch ist ein absolutes No-Go in allen Lebensbereichen und Begegnungen.
Der Faktor Mimik: Die innere Einstellung
Durch die sog. „Spiegelneuronen“ adaptieren wir unmittelbar den Gemütszustand des Gegenübers. Wenn meine Mimik z. B. Unfreundlichkeit ausdrückt, wird unser Gegenüber uns blitzschnell als unsympathisch einschätzen.
Wir wollen in der nächsten Übung wiederum negative und positive (non)verbale Mimikelemente kennen lernen und ausprobieren.
Übung: Mimikelelemente kennen lernen und anwenden
Üben Sie wiederum mit einem Trainingspartner:
Negative Signale
→ kritischer, harter Gesichtsausdruck, kein Lächeln
Positive Signale
→ → entspannter Gesichtsausdruck, Lächeln
→ herablassende, blasierte Stimme
→ → sanfte, entspannte Stimme
→ körperliche Anspannung besonders im Gesichtsbereich und in den Schultern; keine Aufmerksamkeit für das Gegenübe
→ → körperliche Lockerheit und Entspanntheit und eine «entspannte Aufmerksamkeit» für den Partner
→ kein Blickkontakt (z. B. „Hindurchschauen“ durch die andere Person oder starrer Blick auf Körperteile wie Behinderungen oder „in den Ausschnitt glotzen“)
→ → interessierter, anteilnehmender und freundlicher Blick („mit den Augen lächeln“).
Den Partner ohne Wertung in «seiner Gesamtheit wahrnehmen»
→ Zornesfalte auf der Stirn, zusammengepresste Zähne, gepresste Lippen
→ → Mundbereich insbesondere in den Kiefermuskeln locker
→ mit dem Zeigefinger „drohen, herabsetzen und angreifend“ in Verbindung mit wütendem Gesichtsausdruck
→ → Hände locker an den Seiten hängend in Verbindung mit einem entspannten Gesichtsausdruck